Uni Sex: Studium emotionale

by - Mai 29, 2014

(© Amazon / Feelings)

Uni Sex: Studium emotionale
von Lina Barold

Bewertung: ★★★★☆

New Adult, 411 Seiten
Erscheinungsdatum: 2014
Verlag: Feelings


Inhalt: 
Die Geschichte dreht sich um die junge Germanistik-Studentin Sira, die ein Seminar bei einem renommierten Professor besuchen will. Dieser sagt kurzfristig ab, so dass ein Gastprofessor – Silvan Heinrich von Lengenfeld – das Seminar übernimmt. Siras beste Freundin Vicka, die ebenfalls das Seminar besucht, wirft gleich zu Beginn ein Auge auf Lengenfeld, blitzt aber ständig bei ihm ab. Überraschenderweise zeigt dieser eher Interesse an Sira und ehe sie realisiert, was um sie herum passiert, hat sie plötzlich eine geheime Affäre mit ihrem Gastprofessor…

Meine Meinung:
Dieser Grundplot hat mir sehr gut gefallen. Die Autorinnen wissen mit ihrem Wortwitz und Sprachstil zu unterhalten. Die zahlreichen Anspielungen auf viele bekannte Filme und Bücher waren dabei das besondere i-Tüpfelchen. (Von Herr der Ringe bis hin zu Goethe ist alles dabei!) Da die Protagonistin Germanistik studiert, spielt letzterer – sowie viele andere bekannte deutsche Schriftsteller – eine besonders grosse Rolle in der Geschichte. Immer wieder finden wir Hinweise und Bemerkungen zu alten bekannten Werken, die mir vor allem als gelbe Reclam-Bücher in Erinnerung geblieben sind. Ich selbst musste damals „Die Leiden des jungen Werthers“ nicht lesen und habe fast alles aus „Emilia Galeotti“ vergessen, fand es aber trotzdem schön, dass die Autorinnen durch die regelmässige Verknüpfung dieser Werke, die Geschichte abgerundet haben. (Selbst wenn ich durch mein Unwissen nicht alle Anspielungen verstanden habe ;-))

Was die Charaktere angeht, so waren einige doch ziemlich gewöhnungsbedürftig. Es ist aber das erste Mal so gewesen, dass sich meine Sympathien im Verlaufe der Geschichte total verschoben haben. Zum einen gibt es selbstverständlich die Protagonistin Sira, aus deren Sicht wir die Geschichte lesen. Sie wirkt am Anfang – im Gegensatz zu ihren besten Freundinnen Vicka und Ama – etwas farblos und langweilig, doch spätestens seit dem Beginn der Affäre merkt man, wie sehr man sie doch unterschätzt hat. Sie ist einerseits ausgesprochen klug und wortgewandt (ihre Gedankengänge haben mich oft zum Schmunzeln gebracht), doch andererseits auch manchmal etwas naiv und zu zurückhaltend. Was hätte ich mich doch gefreut, wenn sie nur einmal ihre Gedanken in Bezug auf Silvan laut ausgesprochen hätte. Doch leider hat sie sich ihm (meiner Meinung nach) viel zu sehr unterworfen und das, obwohl sie es nicht nötig gehabt hätte. Aber genau deshalb war ich gegen Ende hin nicht mehr ganz so angetan von ihr, wie es zu Beginn des Buches war.
Anders ging es mir hingegen bei den besagten besten Freundinnen. Vicka ist ganz anders als Sira: offen, direkt und ein bisschen zu aufdringlich. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und wirkt am Anfang beinahe etwas kindisch. Geht es nicht nach ihrem Willen, kann sie ganz schön trotzig und beleidigt reagieren, in dem sie ihre Freundinnen mit Schweigen straft. Zu Beginn hatte ich fast schon eine Abneigung gegen diese Frau entwickelt, doch gegen Ende hin konnte ich sie dann doch noch in mein Herz schliessen. Das lag allein daran, dass sie – wider Erwarten – auf ein Geständnis von Sira doch nicht so reagiert hatte, wie ich befürchtet hatte und damit doch noch eine gewisse Reife gezeigt hat.
Zu Ama kann ich gar nicht so viel sagen: Ich fand sie durchweg sympathisch und damit war sie eigentlich auch mein Lieblingscharakter.

Und natürlich darf bei meiner Aufzählung Silvan Heinrich von Lengenfeld nicht fehlen! ;-) Über ihn erfährt man zu Beginn der Story nicht wirklich viel, abgesehen davon, dass er ziemlich gut aussehen muss. Das Ganze hat ihn aber geheimnisvoll und faszinierend gemacht, so dass man gut nachvollziehen konnte, weshalb sich Sira von ihm angezogen gefühlt hat…
Und jetzt folgt leider das grosse Aber: Ich hatte mir an dieser Stelle mehr Charakterentwicklung gewünscht. Dieses Unwissen über Silvan bezieht sich letztendlich nicht nur auf den Anfang der Geschichte, sondern leider auch auf den Rest und man weiss am Ende (fast!) genauso wenig über ihn, wie es zu Beginn der Fall war. Was am Anfang noch einladend und attraktiv gewirkt hat, war am Ende einfach nur noch nervig und unsympathisch. So richtig bewusst wurde mir das vor allem, als Sira einen anderen Typen kennenlernt, der auf Anhieb offen, ehrlich, witzig und damit das komplette Gegenteil von Silvan war.
Es gibt zwar eine Enthüllung im letzten Teil der Geschichte, doch wirklich mehr wissen wir dadurch über Silvan nicht. So richtig vom Hocker gehauen hat mich diese „Auflösung“ damit leider nicht. (An dieser Stelle spare ich mir eine genauere Ausführung, damit ich niemandem das Lesevergnügen durch einen Spoiler nehme ;-)). Auch das offene Ende hat leider meine Begeisterung geschmälert, nicht zuletzt dadurch, dass die Option offen bleibt, dass Sira die (in meinen Augen!) denkbar falscheste Entscheidung treffen wird.

Alles in allem war die Geschichte aber für ein einmaliges Lesevergnügen sehr unterhaltsam und man ist praktisch gezwungen, Teil 2 zu lesen. Bei der Fortsetzung erhoffe ich mir dann aber ein bisschen mehr Charaktertiefe und vielleicht werden mir dann einige der Charaktere auch wieder sympathischer.

Von mir gibt’s also 4 Sterne! Die überaus sympathischen Autorinnen hätten aber glatte 5 Sterne verdient, denn sie haben sich aktiv in die Leserunde eingebracht und sind innerhalb kürzester Zeit auf Fragen und Eindrücke der Leser eingegangen. Dafür möchte ich mich noch einmal bedanken. Es hat sehr viel Spass gemacht!

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