Am Ende sterben wir sowieso

by - Oktober 12, 2018

Amazon / Arctis Verlag)

Am Ende sterben wir sowieso
von Adam Silvera

Bewertung: ★★★★☆

YA Contemporary, 336 Seiten
Erscheinungsdatum: 21. September 2018
Verlag: Arctis Verlag


Inhalt:

Stell dir vor, du erhälst kurz nach Mitternacht einen Anruf mit der Ankündigung, dass du innerhalb der nächsten 24 Stunden sterben wirst. Wie wirst du mit dieser Nachricht umgehen? Mit wem wirst du die letzten Stunden deines Lebens verbringen?

Genau mit diesen Fragen hat sich Adam Silvera in "They Both Die at the End" beschäftigt. Die beiden Protagonisten Rufus und Mateo, die sich anfangs noch nicht kennen, erhalten beide kurz nach Mitternacht einen Anruf eines "Todesboten", in dem sie über ihren bevorstehenden Tod informiert werden. Beide entschliessen sich wenige Stunden nach dieser Nachricht dazu, eine App zu nutzen, die einen mit einem potentiellen "letzten Freund" verbindet - also einem anderen Menschen, der ebenfalls erfahren hat, dass er in Kürze sterben wird. Und wie es das Schicksal so will, lernen sich Rufus und Mateo auf diesem Weg kennen und begleiten einander während den letzten Stunden ihres Lebens.

Meine Meinung:

Gleich vorneweg muss ich sagen, dass ich das Buch vor einigen Monaten schon einmal auf Englisch gelesen hatte. Damals gelang es mir nicht, eine emotionale Bindung zu den beiden Protagonisten aufzubauen und die Geschichte hat mich aus diesem Grund kalt gelassen, was letztendlich dazu geführt hatte, dass ich den letzten Drittel nur noch quer gelesen habe.
Als ich erfahren habe, dass das Buch auf Deutsch übersetzt wurde, wollte ich Mateo und Rufus noch einmal eine Chance geben, denn die Idee habe ich eigentlich vielversprechend gefunden. Und vielleicht war es damals einfach nicht der richtige Zeitpunkt für das Buch.

"Die Gelegenheit zu haben, sich zu verabschieden, ist unglaublich, aber sollte man seine letzten Stunden nicht besser damit verbringen zu leben?" (S.15 / © Arctis Verlag)

Dieses Mal habe ich mir Zeit für die Geschichte genommen und dabei ist mir aufgefallen, wie viele tolle Zitate das Buch eigentlich hat. Beim letzten Mal habe ich eine Geschichte erwartet, die mich vom Hocker reisst, dieses Mal wusste ich bereits von Anfang an, dass das Buch eher mit leisen Tönen zu überzeugen vermag - und deshalb bin ich vermutlich mit ganz anderen Erwartungen an das Buch heran gegangen, so dass mich die Handlung mehr mitnehmen konnte.

"Mein Dad hat mal gesagt, Abschied ist »eine unmögliche Möglichkeit«, weil man ihn eigentlich nie nehmen will, aber blöd wäre, es nicht zu tun, wenn man die Gelegenheit dazu hat." (S.70 / © Arctis Verlag)

Wie in der Inhaltsbeschreibung erwähnt, lernen sich die beiden Protagonisten Mateo und Rufus über die "Letzte Freunde"-App kennen. Die beiden verbringen ihre letzten Stunden miteinander und offenbaren dabei Dinge, die sie zuvor noch keinem anderen Menschen anvertraut haben. Angesichts ihres bevorstehenden Todes machen Geheimnisse nun keinen Sinn mehr. Deshalb nutzen sie die Gelegenheit für all die Dinge, vor der sie sich in der Vergangenheit gefürchtet haben. Beide Jungen versuchen den jeweils anderen dazu zu bewegen, mit ihrer Vergangenheit Frieden zu finden und sich ihren Ängsten zu stellen. 

"Nicht das ganze Leben ist eine Lektion, aber ohne Lektionen geht es nicht im Leben." (S.329 / © Arctis Verlag)

Dieses Mal gelang es mir besser, eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen, auch wenn mich das Buch dennoch nicht so sehr mitgenommen hat, wie ich es eigentlich erwartet hatte. Beide Charaktere haben eine bewegende Hintergrundgeschichte, aber Mateos Schicksal hat mich dann doch noch einmal ein Stück mehr mitgenommen. Vielleicht, weil er einfach "der Gute" der beiden war. Am meisten berührt hat mich letztendlich Mateos Sterbeszene - was in diesem Fall kein Spoiler ist, denn man weiss ja von Anfang an, dass jeder Mensch, der einen Anruf vom Todesboten erhält, definitiv stirbt. Trotzdem hofft man bis zuletzt auf ein kleines Wunder, denn irgendwie hat man die Charaktere einfach lieb gewonnen.

"»Wir handeln nie«, sagt Mateo. »Wir reagieren nur, wenn wir feststellen, dass unsere Zeit abläuft.«" (S. 197 / © Arctis Verlag)

Ein paar Kritikpunkte bleiben aber auch nach dem zweiten Lesen bestehen. Zum einen betrifft das die Liebesbeziehung, die sich zwischen den beiden Protagonisten entwickelt hat. Einerseits wirkte das Ganze auf mich sehr vorhersehbar und konstruiert, auf der anderen Seite habe ich während dem Lesen nicht wirklich eine (sexuelle) Anziehung zwischen Mateo und Rufus verspürt. Für mich war das eher eine sehr tiefreichende Freundschaft, die die beiden hatten. Und dabei hätte es der Autor einfach belassen sollen. Denn nach weniger als 24h bereits von Liebe zu sprechen, empfand ich in diesem Fall eher als unglaubwürdig.
Der zweite Kritikpunkt betrifft die eingeschobenen Kapitel von Charakteren, die eigentlich gar nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hatte. Sie erlauben dem Leser zwar noch einmal andere Blickwinkel in die Welt der Todesboten, aber so richtig relevant habe ich die meisten davon für den eigentlichen Plot nicht gefunden.

"Egal wie wir zu leben beschliessen, am Ende sterben wir sowieso." (S. 87 / © Arctis Verlag)

Fazit: 

Eine originelle Idee, die einen zum Nachdenken anregt und viele schöne, erinnerungswürdige Zitate beinhaltet. Das Buch überzeugt vor allem durch leise Töne, was angesichts der Thematik, für mich eher gewöhnungsbedürftig war. Der Schreibstil ist insgesamt eher einfach gehalten, lässt sich aber flüssig lesen. Aufgrund einiger kleinerer Schwächen und weil mich die Story nicht so sehr mitgenommen hatte, wie ich erwartet hatte, vergebe ich dem Buch insgesamt 3.5 Sterne.

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